Palast der Provinz

flackert auf und sagt zum Abschied leise Servus

Eine Hommage

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Ein Gebäude verschwindet

von Henry Mertens

April 2008 – ein Gebäude verschwindet im Zuge des Stadtumbaus. Die Stadt wird umcodiert – ihr Abbild verändert sich. Der markante Fünfgeschosser – gegenüber dem Hauptbahnhof gelegen und flankiert durch Umweltbundesamt und UCI Kino – prägte mit seiner streng gegliederten, rubinroten Fassade mehr als zwei Jahrzehnte das Bild der Dessauer Innenstadt.

Hintergrund:

In den 70er Jahren als Projektierungseinrichtung der DDR-Bauindustrie eingerichtet, wurde von hier aus die Industrialisierung des Bauwesens der DDR entscheidend mitgeprägt und vorangetrieben. Dafür benötigte man ein modernes Bürogebäude mit entsprechender Kapazität, in dem alle in Dessau ansässigen Projektierungsgewerke untergebracht werden konnten, wodurch ein effektiveres Arbeiten möglich war.

Architektur:

1971 als „Typ Leipzig” in Dessau projektiert und gebaut, erfuhr das Gebäude 1972 als Bürogebäude des VEB BETONPROJEKT seine Fertigstellung. Die Architektur ist eine Metall-Leichtbau-Konstruktion mit vorgehängter Aluminium-Glas-Fassade. BETONPROJEKT DESSAU – der Name prangte bis 1990 als riesiger Schriftzug vom Dach des Gebäudes und leuchtete nachts Blau.

Geschichte:

Insgesamt 450 Mitarbeiter waren in den 70er und 80er Jahren im Gebäude beschäftigt. Viele kamen als junge, sehr gut ausgebildete Fachkräfte nach Dessau. Durch Familiengründungen sowie gute Arbeits- und Freizeitbedingungen blieben viele. Nach der Abwicklung des Betriebes Mitte der 1990er Jahre kaufte die Stadt Dessau das Gebäude und richtete hier das Baudezernat ein. Im Zuge der Neustrukturierung der Verwaltungsstellen der Stadt wurde das Objekt gezielt frei gelenkt und war zum Abriss vorgesehen.

Projekt:

„Palast der Provinz” assoziiert die Nähe zum „Palast der Republik”. Einst in der DDR-Hauptstadt zu Repräsentationszwecken des Arbeiter- und Bauernstaates errichtet – entstand in Dessau ein Palast der Arbeit. Das Projekt „Palast der Provinz – eine Hommage” rekonstruiert die Geschichte des Gebäudes aus der Sicht der Menschen, die jahre- und jahrzehntelang in ihm beschäftigt waren. Für zahlreiche Dessauer ist das Gebäude mit einer Vielzahl von persönlichen Erlebnissen und Geschichten verbunden. Aus diesem Grund richtete Filmemacher Henry Mertens ein temporäres Filmstudio im Objekt ein zur Aufnahme von Interviews mit den ehemaligen Nutzern und zum Sammeln von Erinnerungsstücken. Diese Zeugnisse wurden in einer Ausstellung zur Verabschiedungsaktion „Palast der Provinz – eine Hommage” am 5. Mai 2008 gezeigt. So konnten die Geschichte des Gebäudes und der zentralen Projektierungseinrichtung sowie die ersten Jahre der Nutzung als Baudezernat für die Nachwelt dokumentiert werden.

Abriss:

Von Mitte Mai bis Juli 2008 wurde das Gebäude abgerissen. Der Abriss wurde weiterhin dokumentiert. Heute befindet sich auf dieser Fläche eine Grünanlage. Eine Wiederbebauung der Fläche durch die Stadt Dessau-Roßlau ist mittelfristig geplant.

Buchpublikation "Straße als kultureller Aktionsraum" von Sandra Geschke

25.05.2009

„Palast der Provinz – eine Hommage” – Autorenbeitrag von Henry Mertens im Fachbuch „Straße als kultureller Aktionsraum” von Sandra Geschke erschienen… mehr lesen

Verabschiedungsaktion "Palast der Provinz" 5. Mai 2008

25.05.2009

200 ehemals Beschäftigte und Gäste erschienen zur Verabschiedungsaktion „Palast der Provinz – eine Hommage” am 5. Mai 2008… mehr lesen

Dokumentarfilmer Henry Mertens eröffnete temporäres Filmstudio

Interviews im Studio
Interviews im Studio

24.04.2008

Filmemacher Henry Mertens hat im „Palast der Provinz” ein temporäres Studio eingerichtet… mehr lesen

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